TenneT prüft Verkauf seiner deutschen Aktivitäten an den Bund

Bild: TenneT

Der Netzbetreiber TenneT, der in den Niederlanden und Teilen Deutschlands das Übertragungsnetz betreibt, erwägt "Gespräche mit der deutschen Regierung", um die "Möglichkeit eines vollständigen Verkaufs der deutschen Aktivitäten von TenneT zu akzeptablen Bedingungen auszuloten", wie es vom Unternehmen heißt. TenneT erkenne damit an, dass "sowohl die niederländische als auch die deutsche Regierung es vorziehen, ihre jeweiligen nationalen Stromnetze zu finanzieren, kontrollieren und besitzen". 

Es sei "deutlich geworden, dass die niederländische Regierung es präferiert, die niederländischen Aktivitäten von TenneT zu finanzieren". Derzeit dürften dies etwa 10 Milliarden Euro sein. Für den Eigenkapitalbedarf für die deutschen Aktivitäten von TenneT, der derzeit Schätzungen zufolge bei rund 15 Milliarden Euro liege, suche die niederländische Regierung eine "strukturelle Lösung".

Das Netzunternehmen streicht heraus, man sei sich "bewusst, dass sein einziger Anteilseigner, die niederländische Regierung, noch keine endgültige Entscheidung getroffen" habe. Gespräche stünden nun aber an.

In den vergangenen Jahren hat sich TenneT nach eigenen Angaben zum "weltweit größten Investor und Betreiber von Anbindungen für Offshore-Windkraft" entwickelt. Die derzeit nötige Beschleunigung des Netzausbaus an Land und auf See erfordere "beispiellose Investitionen von TenneT". Die Investitionen würden in erster Linie per Fremdkapital finanziert – meist über grüne Schuldverschreibungen in der EU – sowie durch Eigenkapital, um das starke Kreditrating zu erhalten, schildert TenneT die Situation. Dabei steige der Eigenkapitalbedarf von TenneT für dieses Jahrzehnt weiter.

Aus den Reihen der Bundesregierung hatte im Dezember Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von "Gesprächen über einen möglichen Staatseinstieg" gesprochen. Im Raum stehe, dass die KfW "mindestens eine Mehrheit" am Deutschlandgeschäft von TenneT kaufen könnte, wobei auch eine Komplettübernahme nicht ausgeschlossen sei, so Habeck damals. Ein "solches Geschäft zu prüfen", halte er für "politisch attraktiv", sagte der Minister, ohne weitere Details zu den "laufenden Gesprächen" mit der niederländischen TenneT-Mutter zu verraten. Auch mit Blick auf Teil-Privatisierungspläne bei TransnetBW stehe ein stärkerer Einstieg des Bundes im Raum, hieß vor Weihnachten.

Hintergrund der Verstaatlichungs-Erwägungen könnten neben - vor allem - dem Zugriff auf die Gestaltung und Absicherung der Energiewende auch Bestrebungen sein, wichtige Infrastrukturen vor dem Einfluss ausländischer Investoren etwa aus China zu schützen. Bei der Übernahmen von 20 Prozent am ostdeutschen (plus Hamburg) ÜNB 50Hertz 2018 ging es bereits darum, einen Einstieg der chinesische Staatsgesellschaft SGCC zu verhindern.

Netze & Speicher
Artikel von Dominik Heuel
Artikel von Dominik Heuel