EID verschafft Durchblick bei PPA-Stromlieferverträgen

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Mit einem neuen Preisindex reagiert der EID auf die zunehmende Bedeutung von Power Purchase Agreements, kurz PPA. Diese langfristigen bilateralen Stromlieferverträge entwickeln sich immer mehr zu einem zentralen Instrument bei der Vermarktung von Strom aus erneuerbaren Energien und dienen als deren Finanzierungsgrundlage abseits staatlicher Förderregime.

Um mehr Orientierung im PPA-Markt zu geben und die Risiken für alle Marktbeteiligten zu mindern, hat der EID einen neuen Index angeregt. Der vom Berliner Analyseunternehmen Energy Brainpool entwickelte PPA-Preismonitor ermittelt für den EID wöchentlich einen „fairen Wert“ für PPA mit einer Laufzeit von fünf Jahren für Onshore-Windanlagen, Offshore-Windparks und Solaranlagen.

„Der faire Wert eines PPA berücksichtigt neben Strompreis und Profilwert, der so genannten Base-Parity-Ratio (BPR), insbesondere das Wetterrisiko, die Vermarktungskosten und einen Erlös für Herkunftsnachweise“, erklärt Fabian Huneke, PPA-Experte bei Energy Brainpool.

Mit PPA lassen sich die Marktpreisrisiken für die Vertragsparteien reduzieren. Sie sind deshalb besonders bei stromintensiven Unternehmen und bei geplanten Großinvestitionen sowie für den Weiterbetrieb für Anlagen nach dem Wegfall der Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz beliebt.

Der Projektentwickler BayWa r.e. hat sich zum Jahreswechsel die Finanzierung zweier Solarparkprojekte über PPA abgesichert. Ganz ohne Förderung werden 200 MW PV-Leistung in Spanien errichtet, wovon 130 MW für den internationalen Braukonzern Anheuser-Busch Inbev bereitgestellt werden. Für seine europäischen Brauereien bezieht das Unternehmen jährlich 250 Millionen kWh Solarstrom und will bis 2025 seine globale Produktion auf Ökostrom umstellen.

PPA werden immer beliebter

„PPA werden immer wichtiger, da es von Seiten der Industrie zunehmend Interesse gibt, sich langfristig mit erneuerbaren Energien klimaneutral zu versorgen. Dadurch entsteht zunehmend ein durch die Nachfrage getriebener Markt für PPA in Deutschland“, sagt Jan Rispens von der Clusteragentur Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH). Im Ausland sei diese Entwicklung schon länger sichtbar, aber in den letzten Jahren hätten IT-Konzerne und Industrieunternehmen eine ähnliche Entwicklung in Deutschland eingeleitet, und im nächsten Jahr komme noch mehr Bewegung in den Markt.

„Wenn die ersten Anlagen aus der EEG-Förderung fallen, können PPA eine Möglichkeit darstellen, eine Anschlussfinanzierung und damit den Weiterbetrieb von Windenergieanlagen zu realisieren“, so Heike Winkler, Geschäftsführerin des Windverbands WAB aus Bremerhaven. International gesehen und abhängig von Regulierung und Marktumfeld können PPA eine vorteilhafte Form der Finanzierung sein, so Winkler. Sie berichtet: „Ab 2024 wird die Deutsche Bahn beispielsweise von innogy und RWE Supply & Trading mit Strom aus dem Offshore- Windpark Nordsee Ost beliefert.“

Allerdings gibt es bei der Belieferung von energieintensiven Firmen heute noch einige Hemmnisse, denn die Unternehmen profitieren von einer Strompreiskompensation, die bei einer Ökostromlieferung mittels PPA nicht gewährt wird. „Die Strompreiskompensation ist ein wichtiges Instrument, das die Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrie in Deutschland sichert. Sie darf aber nicht zu Fehlanreizen führen. Deshalb muss die Strompreiskompensation auch dann gewährt werden, wenn sich solche Unternehmen zum Klimaschutz bekennen und langfristige Lieferverträge mit Erneuerbare-Energien-Anbietern eingehen“, fordert Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands der Windparkbetreiber-Offshore (BWO).

Dennoch bieten PPA schon jetzt viele Chancen. „Vor dem Hintergrund, dass in vielen Märkten Fördermechanismen nur noch eingeschränkt oder gar nicht verfügbar sind, können PPA genutzt werden, um die Einkünfte langfristig abzusichern“, so Christian Schnibbe vom Bremer Projektentwickler wpd. Allerdings haben PPA derzeit noch einen entscheidenden Akzeptanzmangel: „Im PPA-Markt besteht nur sehr eingeschränkt Preistransparenz“, bringt es Schnibbe auf den Punkt. Ein Problem dabei sei, dass „PPA Preise je nach Standort, Ausgestaltung und Struktur stark variieren können“.

Jan Rispens ergänzt: „Im Moment ist die Markttransparenz noch gering, und es gibt wohl noch wenig standardisierte Vertragsformen.
Mit zunehmender Marktgröße und Standardisierung der Verträge wird die Transparenz steigen, dies haben auch Entwicklungen in anderen Märkten, wie in Skandinavien gezeigt“.

Der nun wöchentlich im EID erscheinende PPA-Preismonitor berücksichtigt neben den durchschnittlichen, volumengewichteten Preisindizes für erneuerbare Energien auch weitere Vermarktungskosten und -erlöse.

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„Damit ist der faire Wert des PPA-Preismonitors ein Index, um die Direktvermarktung von Strom aus erneuerbaren Energien so zu bewerten, dass ein Marktwert über fünf Jahre zuzüglich des jeweils laufenden Jahres garantiert wird“, erläutert Energy Brainpool-Experte Huneke.

Für die Berechnung des Wetterrisikos führt Energy Brainpool regelmäßig so genannte szenarioschwarmbasierte Monte-Carlo-Simulationen durch, um den Einfluss des Wetters auf die Vermarktungserlöse zu berechnen. Dazu wird die zweifache Standardabweichung der über fünf Jahre erzielbaren Erlöse abgezogen. Für die Vermarktungskosten werden zugleich die historischen Kosten des viertelstündlichen Bilanzkreisausgleichs eines mittleren Prognosefehlers am Intradaymarkt mit den Kosten der Terminmarktglattstellung addiert und als Kostenpositionen eingerechnet. Der angegebene Wert für Herkunftsnachweise spiegelt eine Markteinschätzung von Energy Brainpool wider, da einschlägige Preisinformationen gegenwärtig nicht vorliegen. „Unsere Strompreisszenarien dienen in vielen Neubauprojekten als Berechnungsgrundlage. Gegenwärtig zeigt eine Mehrzahl an europäischen Strompreis szenarien steigende Vermarktungserlöse und faire Werte für PPA“, so Huneke.

„Für weitere PPA-Ausgestaltungsvarianten mit Cap- und Floorpreisen, fixen Mengenregelungen oder Preisanpassungsformeln sind aber tiefergehende, datenbasierte Analysen und Risikoeinschätzungen erforderlich“, ergänzt Tobias Federico, Geschäftsführer von Energy Brainpool.

Den jeweils aktuellen PPA-Preismonitor der Woche und die bisher veröffentlichten Preisindizes finden Sie im Bereich Daten & Fakten.

Artikel Redaktion EID
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