EWI: USA könnten Russland mit LNG als größten Gaslieferanten ablösen

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Der Krieg in der Ukraine hat zu einer energiepolitischen Neuausrichtung der Gasversorgung Deutschlands und der EU geführt, die die globalen Handelsflüsse verändert. Mögliche Entwicklungen der globalen Gasmärkte bis 2030 zeigt eine neue Studie des Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI).

Je weniger Gas die EU künftig aus Russland importiert, desto stärker wäre sie auf den Import von Flüssig-Erdgas (LNG) aus anderen Ländern angewiesen. Die Reduktion der Gasnachfrage durch Elektrifizierung, Effizienzgewinne und Produktion von Biomethan als Erdgas-Substitut bis 2030 ist nach der Studie aber wesentlicher Hebel für die Entwicklung der Gaspreise. Ginge die EU-Gasnachfrage bis zum Jahr 2030 um 20 Prozent gegenüber 2021 zurück, könnten sich Großhandelspreise danach auf dem Niveau von 2018 einstellen – unabhängig davon, ob der Gashandel mit Russland beschränkt ist oder nicht. Die Nachfragereduktion durch Elektrifizierung, Effizienzgewinne und Produktion von Biomethan als Erdgas-Substitut entspannt in den EWI-Szenarien den europäischen Gasmarkt. Bliebe die Nachfrage in der EU auf dem Niveau von 2021 ohne Gashandel mit Russland, könnten die Gaspreise 2030 oberhalb des Niveaus von 2021 liegen.

Sollte es keinen Gashandel zwischen Russland und der EU geben, könnten laut Studie je nach Szenario bis zu 136 Milliarden Kubikmeter US-amerikanisches LNG (entspricht bis zu 90 Prozent der Gasimporte aus Russland in 2021) im Jahr 2030 in die EU importiert werden. Die zweitwichtigste Bezugsoption der EU für LNG bliebe dann Katar. „Ohne Gasimporte aus Russland könnte LNG aus den USA bis 2030 bis zu 40 Prozent der Gesamtimporte der EU ausmachen.

Laut der Studie könnten die weltweiten Verflüssigungskapazitäten gegenüber heute um bis zu zwei Drittel auf mehr als 1.050 Milliarden Kubikmeter pro Jahr wachsen, mehr als ein Drittel davon in den USA. Die Realisierung von Verflüssigungsprojekten in den USA sei eine zentrale Voraussetzung für mehr LNG-Importe von dort.

Artikel von Hans-Willy Bein
Artikel von Hans-Willy Bein