EEX will negative Erdgas-Spotpreise zulassen

Bild: Lorenzo Cafaro, Pixabay

An den Strom-Spotmärkten werden negative Handelspreise bereits seit zwölf Jahren abgebildet. In Zeiten hohen Wind- und Solar-Stromaufkommens, dem keine entsprechende Abnahmemenge gegenübersteht, laufen die Preise im Day-Ahead oder im Intraday-Handel auch schon mal ins Minus. Wer dann seinen Strom verkaufen will, ist gezwungen, draufzuzahlen.

Bei den speicherfähigen Commodities wie Öl und Gas sind negative Börsenpreise ein neues Phänomen. Am 20. April dieses Jahres, dem Verfallstag des Mai-Kontrakts, zahlten Händler das erste Mal seit Beginn des Futures-Handels im Jahr 1983 Geld dafür, dass ihnen das Öl abgenommen wird. Nachdem der Kontrakt, der eine physische Öllieferung im Mai vorsieht, am Vortag noch zu 18,27 US-Dollar je Barrel aus dem Handel gegangen war, drehte das Preisbarometer am letzten Handelstag des Terminkontrakts an der New Yorker Nymex mit -37,63 US-Dollar je Barrel deutlich ins Minus.

Auch beim Gas fragten sich im Jahresverlauf einzelne Händler, wieweit es noch runter gehen könnte. Ab Mitte Mai ging der Day Ahead-Preis an den europäischen Gashandelsmärkten kontinuierlich nach unten. In der KW 21 notierte der Day-Ahead im Marktgebiet NCG zum Handelsschluss bei 3,585 Euro/MWh, die zuvor prognostizierten kurzfristigen Preisuntergrenzen waren damit gerissen. Der Grund für den Preisverfall lag in der Kombination von warmem Wetter, hoher Wind- und Solareinspeisung mit gleichzeitiger geringer Abnahme. Dennoch blieben die Preis oberhalb der Null-Linie, zu negativen Preisen kam es bislang noch nicht. Sie wären an der EEX-Gashandelsplattform Pegas auch nicht abzubilden gewesen, da ein negativer Preisverlauf bislang nicht vorgesehen war.

Dies wird sich zum Start des neuen Gaswirtschaftsjahres ändern, ab dem 1. Oktober 2020 sollen an den von der EEX betriebenen Erdgas-Spotmärkten auch negative Preise möglich sein. Die Einführung folge auf eine Periode „von größeren Preisschwankungen, die in den letzten Monaten im Markt stattgefunden haben“, begründet die EEX diesen Schritt. Es ermögliche der Börse, mit „jedem zukünftigen Preisszenario umgehen zu können“.

Tobias Paulun, Strategievorstand der EEX, betonte, mit der Einführung von negativen Gaspreisen ermögliche man dem Markt und den Handelsteilnehmern „mehr Flexibilität“ und stelle sicher, dass „Angebot und Nachfrage jederzeit zum Ausgleich kommen können“.

Um den Marktteilnehmern die Gelegenheit zu geben, den Handel und das Clearing von negativen Preisen zu testen, bietet die EEX im Vorfeld der Einführung ab sofort eine Simulationsplattform an.

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Artikel Redaktion EID
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