MET Group will mit erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff neue Potenziale erschließen

Christian Hurlimann Bild: MET Group

Eigentlich als Handelsakteur auf dem Gasmarkt bekannt, will die Schweizer MET Group ihre Profitabilität nun mit Grünstrom aus eigenen Anlagen steigern. Wie sich das einst vom ungarischen Mineralölkonzern MOL abgespaltene Unternehmen mit erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff für die Zukunft fit macht und welche Chancen sich daraus ergeben, erklärt Christian Hürlimann, CEO Renewables der MET Group, im Interview mit dem EID.

EID: Herr Hürlimann, die MET Group ist einer der größten Gashändler Europas und sieht sich selbst als eines der am schnellsten wachsenden europäischen Energieunternehmen. Sie sind vor zwei Jahren als Branchenkenner geholt worden, um das MET-Portfolio ergrünen zu lassen. Warum dieser Schwenk in der Unternehmensleitung?

Hürlimann: Gas und Power-Erzeugung liegen im Grunde genommen eng beieinander. Da Gas in der Stromerzeugung in vielen Länder nur noch für eine Übergangszeit akzeptiert ist, drängt sich der Einstieg in die erneuerbaren Energien fast auf. Als Trader leben Sie vor allem von Optionen und sind voll von den volatilen Preisentwicklungen abhängig. Mit eigenen grünen Assets sieht die Welt anders aus: Der MET Group eröffnet sich die Chance zum Asset-backed Trading, sprich wir können auch den Strom unserer eigenen Anlagen vermarkten. Das schafft mehr Möglichkeiten und erhöht im Endeffekt die Profitabilität. Nicht zu vergessen sind die Herkunftsnachweise, die sich mit eigenen Ökokraftwerken ergeben und die auch gehandelt werden können. Um es kurz auf den Punkt zu bringen: Mit eigenen Kraftwerken haben Sie als Trader ein noch größeres Handlungsspektrum.

EID: MET hat angekündigt, bis zum Jahr 2026 über ein grünes Portfolio von rund 2.000 MW verfügen zu wollen. Auf welche Energieträger setzen Sie dabei und welche Fokusländer haben Sie schwerpunktmäßig im Blick?

Hürlimann: Wir konzentrieren uns ganz eindeutig auf die Solarenergie und die Windenergie an Land. Bei der Photovoltaik stehen große Freiflächenanlagen ganz oben auf dem Programm. Alle Projekte werden so entwickelt, zukünftig die Stromproduktion auch mit „on-site“ Batteriespeicher zu kombinieren - sobald es wirtschaftlich sinnvoll und technisch möglich ist. Das ermöglicht uns eine flexiblere Vermarktung des erzeugten Stroms. Unsere Investitionen treiben wir schwerpunktmäßig in Deutschland, Italien, Spanien, Polen und Rumänien voran.

EID: Warum spielt die Offshore-Windenergie keine Rolle bei Ihren Ausplänen?

Hürlimann: Unsere grünen Assets wollen wir, wenn es irgendwie möglich ist, in eigener Hand behalten. Dieser Anspruch ist angesichts des großen Investitionsvolumens, das in die Milliarden geht, bei der Offshore-Windenergie nicht realistisch. Dennoch würde ich ein Engagement der MET Group bei der Offshore-Windenergie nicht gänzlich ausschließen.

EID: Entwickelt MET die Wind- und Solarparks selbst oder kaufen Sie die Projekte?

Hürlimann: Wir haben in unserem Hub in Ungarn ein eigenes Projektentwicklungsteam. In unserem zweiten Hub der Green Assets Division in Mailand bauen wir zurzeit die Aktivitäten in der Projektakquisition und Projektentwicklung in Westeuropa aus. Zudem arbeiten wir eng mit lokalen sowie auch mit internationalen Projektentwicklern zusammen.

EID: Wie weit sind Sie mit Ausbau Ihrer grünen Assets bislang gekommen?

Hürlimann: Unser Portfolio umfasst bislang rund 400 MW im Betrieb und Bau. Weitere Projekte mit rund 550 MW sind in der Entwicklung, die schwerpunktmäßig im kommenden Jahr in Betrieb gehen werden. Wir sind optimistisch die dann noch fehlenden gut 1000 MW bis zu unserem Ziel 2026 zu schaffen.

EID: Wann sind die ersten grünen Projekte in Deutschland, dem größten Markt für erneuerbare Energien in Europa, geplant und zu erwarten?

Hürlimann: Deutschland ist und bleibt der größte Energiemarkt Europas. Deshalb müssen wir auf diesem Marktplatz mit unseren grünen Assets präsent sein, zumal auch eine Reihe von Projektentwicklern in Deutschland zu Hause ist, die europaweit aktiv sind. Ich gehe davon aus, dass wir demnächst unser erstes Photovoltaik-Projekt in Deutschland ankündigen können. Außerdem wissen wir vor allem aus Industriekreisen von einem stetig wachsenden Interesse an Ökostrom. Von dem angesprochenen Portfolio von 2.000 MW grüner Assets bis 2026 möchte ich gerne um die 200 MW in Deutschland platzieren. Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn es mehr werden würde.

EID: Die MET Group wird den erzeugten Ökostrom wohl in der Regel nicht über Börsenplätze vertreiben, sondern direkt über PPAs oder ähnliche direkte Absatzkanäle. Wie sehen Ihre „Vertriebspläne“ aus?

Hürlimann: Unsere Sales-Abteilung ist in 14 Ländern Europas tätig. Wir können so flexibel und offen auf alle Kundenwünsche reagieren. Genauso werden wir das auch mit unserem erzeugten Ökostrom halten.

EID: Als Energiehändler müssten MET auch Interesse an grünem Wasserstoff haben. Haben Sie schon Anfragen vorliegen, dass Unternehmen von Ihnen beliefert werden wollen?

Hürlimann: Das Interesse auf Seiten der Industrie ist beträchtlich, allerdings sind da noch viele Fragen offen und die Preise für den Bezug von Wasserstoff sind nach wie vor sehr hoch. Letztlich ist das ganze Thema Neuland, da es noch keine etablierte Produktwelt und keine Handelslogik gibt. Meine Kollegen in der Sales-Abteilung sind aber daran, mit anderen involvierten Stakeholdern die Dinge voranzutreiben.

Zur Person

Christian Hurlimann Bild: MET Group

Seit gut zwei Jahren ist Dr. Christian Hürlimann für alle grünen Geschäfte bei der MET Group als CEO Renewables verantwortlich. Der Umweltnaturwissenschaftler und promovierte Finanzfachmann ist für den Ausbau, die Integration und das Management des grünen MET-Portfolios verantwortlich. Sein Handwerk hat er sozusagen knapp ein Jahrzehnt als Geschäftsführer der EKZ Renewables, einem Tochterunternehmen der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), gelernt und optimiert. Hürlimann war maßgeblich am Aufbau von EKZ Renewables beteiligt und später für die Entwicklung, Akquisition sowie den Betrieb von Windparks und Solarkraftwerken in mehreren europäischen Ländern verantwortlich.

Artikel von Ralf Köpke
Artikel von Ralf Köpke