LNG-Debatte in den USA schürt Ängste in der EU um Gasversorgungssicherheit

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Der europäische Verband der Gasindustrie, Eurogas, sieht in den USA nicht nur fest eingeplante neue LNG-Kapazitäten in Gefahr, sondern auch bestehende Lieferzusagen. Denn in den USA wird die Kritik an den LNG-Exporten lauter. Schon jetzt äußert sich dies in einer Verzögerung der Exportgenehmigungen. Die Überprüfungen der Exportgenehmigungen für LNG durch das US-Energieministerium haben sich laut Regierungsdaten unter der Regierung von Präsident Joe Biden von sieben Wochen auf elf Monate oder mehr verlängert. Die Verzögerung könnte dazu führen, dass fast abgeschlossene LNG-Projekte aufgrund fehlender Genehmigung möglicherweise nicht in der Lage sind, große europäische Abnehmer zu beliefern.

Große Teile der US-Industrie – von der Chemie-, Stahl-, Lebensmittel- und Landwirtschaftsindustrie – sind gegen uneingeschränkte Exporte von US-Gas. Exportgenehmigungen stellen bislang die bedeutendste Einschränkung für eine Branche dar, die hofft, die US-Exportkapazität bis 2026 um 50 Prozent zu steigern.

"Wir finden es alarmierend, dass jüngste Initiativen einiger Interessen in den Regierungsinstitutionen der Vereinigten Staaten eine mögliche Reduzierung der Bemühungen zum Export von US-amerikanischem LNG nach Europa fordern", warnt Eurogas in einem Statement, das vom deutschen Verband der Gaswirtschaft, Zukunft Gas, geteilt wird.

In dem Statement wird die US-Regierung aufgefordert, ein Verbot oder eine Einschränkung neuer LNG-Exporte nach Europa zu vermeiden und die Lieferung von Ladungen an europäische Kunden über bereits vereinbarte langfristige Verträge sicherzustellen. “Wir müssen uns in dieser kritischen Zeit des Ukraine-Krieges gegenseitig unterstützen.“

Die USA sind zurzeit der größte LNG-Lieferant der EU. Laut Angaben der U.S. Energy Information Administration (EIA) entfielen im ersten Halbjahr 2023 auf die EU-Staaten und das Vereinigte Königreich mit 7,7 Bcf/d zwei Drittel der LNG-Ausfuhren der USA. Für fünf Staaten, das waren Niederlande, Vereinigtes Königreich, Frankreich, Spanien und Deutschland, waren mit 6,0 Bcf/d mehr als die Hälfte aller LNG-Exporte der USA bestimmt. Erweiterte LNG-Regasifizierungskapazitäten, unter anderem in Deutschland, begünstigten den Anstieg der US-Exporte.

In ihrem RepowerEU-Plan vom Mai 2022 hatte sich die EU dazu verpflichtet, ihre Abhängigkeit von russischem Gas zu beenden, das im Jahr 2021 etwa 155 Mrd. m3 (40 Prozent) der gesamten Gasversorgung der EU ausmachte. Diese Menge wurde im Jahr 2023 auf weniger als 50 Mrd. m3 reduziert, vor allem dank zunehmender LNG-Lieferungen aus den USA. Die stiegen von rund 20 Mrd. m3 im Jahr 2021 auf rund 50 Mrd. m3 und 60 Mrd. m3 im Jahr 2023. Dieses LNG habe dazu beigetragen, die Gas- und Strompreise in Europa zu stabilisieren. Weil das amerikanische LNG nicht vollständig das russische Gas ersetze, würden zusätzliche LNG-Importe aus den USA gebraucht, so Eurogas.

Artikel von Rainer Lütkehus
Artikel von Rainer Lütkehus