Nach Vattenfall-Ablösung: Wärme Hamburg treibt Kohleausstieg voran

Der kaufmännische Geschäftsführer der Wärme Hamburg, Christian Heine. Bild: Screenshot PK Wärme Hamburg

Zwar steht zum nächsten Jahreswechsel bei der frisch rekommunalisierten Wärme Hamburg bereits wieder eine Fusion - mit der Schwester Hamburg Energie - an, doch immerhin konnte das früher zu Vattenfall gehörende Unternehmen nun für ein "erstes vollständiges Geschäftsjahr nach dem Rückkauf durch die Freie und Hansestadt Hamburg" ein Ergebnis "über Plan" verkünden. Und das, während man "wie wir alle mit einer weltweiten Pandemie konfrontiert" gewesen sei, wie Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan betonte, der qua Amt zugleich Aufsichtsrats-Chef des Unternehmens ist.

Der Senator bekräftigte, "wir haben die Wärmegesellschaft zurückgekauft, weil wir diese wichtige Infrastruktur für den Klimaschutz nutzen und für eine moderne und sichere Versorgung umbauen wollen". Mit der Wärmewende steige Hamburg nun bis 2030 aus der Kohle aus. "Der Energiepark Hafen zum Ersatz des Kraftwerks Wedel ist hierfür ein Baustein, ebenso wie der Ersatz des Kohlekraftwerks Tiefstack oder die Nutzung von Abwärme aus Industriebetrieben", fasste Kerstan die ambitioniertesten Projekte zusammen. Der Klimaplan sehe zudem einen "ehrgeizigen Ausbau der Fernwärme" vor.

Dass dabei das junge Unternehmen das Jahr mit einem negativen Jahresergebnis - von minus 22,9 Millionen Euro - abgeschlossen habe, rechtfertigte Wärme Hamburg-Chef Christian Heine bei der Bilanzvorlage damit, dass 2020 das "maßgebliche Jahr war, in dem wir uns aus der Vattenfall-Welt herausgetrennt haben". Also seien dort die maßgeblichen Trennungskosten angefallen, gerechnet hatte man angesichts dieser Zusatzkosten sogar mit einem Verlust von 38,6 Millionen Euro. "Wirklich erfreulich ist, dass die Carve out-Kosten um 11,7 Millionen Euro geringer lagen, als wir ursprünglich geplant hatten", so Heine. Grund sei, dass man bereits Erfahrungen mit den Carve outs der Stromnetz Hamburg und der Gasnetz Hamburg insbesondere im IT-Bereich sammeln konnte. Das habe "geholfen, die rund 200 Applikationen, die wir aus der Vattenfall-Welt übernommen haben, sehr effizient" zu übernehmen. "Hinbekommen" habe man das schließlich zu Kosten von "knapp unter 40 Millionen Euro", während es bei der Stromnetz Hamburg und Gasnetz Hamburg je rund 50 Millionen Euro waren.

In strategischer Hinsicht habe das Geschäftsjahr 2020, wie Heine hervorhob, "vor allem unter dem Vorzeichen der Neuausrichtung der Wärme Hamburg" gestanden. Das Unternehmen wolle nun im Rahmen einer Dekarbonisierungsstrategie bis 2030 aus der Wärme- und Stromerzeugung aus Kohle aussteigen und mit Einsparungen von rund 600.000 Tonnen jährlich gegenüber 2020 "den größten Einzelbeitrag zur Erreichung der Hamburger Klimaziele erbringen", rechnete Heine vor.

Konkret lägen die dazu nötigen Genehmigungsverfahren - insbesondere zur Realisierung des Energieparks Hafen und damit der Ablösung des Heizkraftwerks Wedel - im Plan. Mit einer freiwilligen Kohlereduktion im Heizkraftwerk Wedel habe Wärme Hamburg zudem bereits Sofortmaßnahmen vor dessen Ablösung 2025 ergriffen. Zur Ablösung des Kohlekraftwerks Tiefstack bis 2030 habe zudem die Wärme Hamburg 2020 einen Dialogprozess mit Akteuren der Zivilgesellschaft gestartet.

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Artikel von Dominik Heuel
Artikel von Dominik Heuel